Strukturiert systemisch beraten - (k)ein Widerspruch?

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Systemische Beratung kennzeichnet sich durch eine große Offenheit des Ansatzes aus.

Das ist ihre Stärke - und leider auch Schwäche. Viele Kunden – und Berater, ja sogar Systemiker – klagen über zu diffuses Vorgehen, zu lange Prozesse. Und wenden sich Kurzzeit-Methoden oder gleich nicht-systemischen Methoden zu.

 

Aber muss das so sein? Ist es nicht denkbar, ja sogar wünschenswert, dass systemische Beratung

 

  • stärker strukturiert, den Kunden an die Hand nimmt, wo er hinschauen könnte oder gar sollte,
  • durch die Unterstützung mit visuellen Werkzeugen den Prozess für Kunden und Berater transparent und nachvollziehbar macht,
  • dabei (ur-)systemisch bleibt und dem Kunden als Experten seines Systems volle Freiheit lässt?

 

Diese Fragen haben wir am 19. September 2019 auf der 19. Wissenschaftlichen Jahrestagung der DGSF in Hamburg mit ca. 30 Teilnehmern diskutiert und die aktions-systemische Beratung als Lösungsansatz vorgestellt. Sie bietet Methodik und Werkzeuge, die diesen scheinbaren Widerspruch lösen, wird seit Jahren erfolgreich in der arbeitsweltlichen Beratungspraxis eingesetzt und mittlerweile auch unterrichtet.

 

Die Thematik wurde mit dem Prototypen unseres neuen Online-Tools, dem Mindset-Changer, an einem Fallbeispiel anschaulich gemacht. Dabei ging es um die Durchführung eines Projektes durch einen Akteur allen Machtspielen seiner Kollegenschaft zum Trotz. Obwohl dabei heftige emotionale Knöpfe des Akteurs (Ohnmacht gegenüber dem dominanten Vater) gedrückt wurden, konnte er diese Hürden überwinden, ja, schaffte dies mit dem Mindset-Changer sogar in Eigenarbeit, ohne Berater. Entsprechend begeistert war er davon.

 

In der Diskussion ging es u.a. darum,

 

  • dass die Kombination der Gesamtschau des Handlungsfeldes und des Beratungsprozesses in einem Ansatz genial ist,
  • wie die stimmige Logik alles zusammenbringt,
  • dass dies zwar Eigenarbeit ermöglicht (nicht nur als Ersatz, sondern besonders als Vorbereitung, Schwellensenker, Hausaufgaben, Nachbereitung), man aber mit Unterstützung durch den aktions-systemischen Berater tiefer kommt,
  • ob der Ansatz auch im therapeutischen Zusammenhang hilfreich wäre (große Zustimmung aus der Teilnehmerschaft, insbesondere weil damit Ambivalenzen besonders gut bearbeitet werden können).

 

Eine Teilnehmerin brachte die Gedanken im Raum mit folgendem Satz gut auf den Punkt: „Ich bin mit ganzem Herzen Systemikerin. Dieses Tool und der Ansatz dahinter können mir bei meiner Arbeit sicher sehr helfen. Denn sie geben Struktur, ohne mir irgendwelche Grenzen zu setzen. Sie lassen mir alle Freiheit und schaffen es dennoch, die Arbeit zu unterstützen. Genial!“

 

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